Donnerstag, 29. Dezember 2005
die Mönche nähren
Dank Lek und ihrer Einladung erwache ich schon um 5am und freue mich darauf, einen neuen Ausdruck thailändischer Kultur kennenzulernen. Zwischen 5.30 und 7.30 verlassen die Mönche ihr Kloster, um die Essensgaben für ihr Frühstück um 8.00 entgegenzunehmen. Sie sind in gelbe Tücher gehüllt und gehen traditionell barfuss, weil ihr Weg früher durch Reisfelder führte. Vielleicht auch aus Demut. Sie sind im Buddhismus die Repräsentanten Buddhas und die Menschen teilen ihr Essen mit ihnen, um dem Göttlichen in ihnen Ehre zu erweisen. Dafür werden sie von den Mönchen gesegnet. Lek erklärt uns das kleine Ritual im Detail. An einem der Essensstände lässt sie die Essensportionen für je 50 Baht vorbereiten: 1 Säckchen Reis, 1 Becher Wasser, 1 Säckchen Curry, 1 Dessert, 1 Yoghurtgetränk, dazu eine Lotusblüte und Essstäbchen. Früher brachten die Menschen ihr Essen in Töpfen und füllten es direkt in das kugelige Sammelgefäss. Dort mischte sich alles. Die Mönche sollten nicht durch verschiedene Speisen und ihre Vorlieben dafür abgelenkt werden. Heute ist alles portioniert und in Plastiksäckchen abgepackt. Lek ruft einen vorbeischreitenden Mönch an, der stehenbleibt und sein Sammelgefäss öffnet. Sie hat ihre Schuhe ausgezogen, um nicht höher als der Mönch zu stehen. Dann kniet sie nieder, betet und macht einen Wunsch. Nun legt sie die Esswaren in das Sammelgefäss. Der Mönch schliesst es und nimmt die Lotusblüte und die Stäbchen in die Hand. Lek hat Wasser in eine Schale gegossen, die der Mönch jetzt segnet. Dann geht er schweigend seines Weges, während Lek das gesegnete Wasser der Erde übergibt. Der Wunsch bezieht sich oft auf Vorfahren, denen die Nahrung gewidmet wird. Die Mönche gehen oft mehrmals hin und her, bis genug Essen gesammelt ist. Im Kloster wird das Essen unter allen aufgeteilt, auch denjenigen, die zu alt oder zu gebrechlich für den Bittgang sind. Essensreste werden für das Mittagessen aufbewahrt und auch unter die Tiere des Klosters verteilt. Kein Wunder lungern bei den Klöstern immer so viele Hunde rum. Um uns sind noch mehr Essensstände aufgebaut worden und ich lausche berührt dem immer wieder erklingenden Singsang der Mönche. Ich stelle mir vor, wie im ganzen Land jeden Morgen eine solch weihnachtliche Stimmung herrscht. Es soll 30'000 Klöster allein in Thailand geben.