Ich bin gerade in Verhandlung mit meinen neuen Mitbewohnern. Ohne zu Fragen haben sie sich in meiner Abwesenheit im Spalt zwischen der Holzverkleidung und der Mauer der Toröffnung zum Wohnzimmer eingenistet. Von dort aus bauen sie jetzt bizarre Gänge auf der Wand. Ihr erstes Bauwerk habe ich mit einem Messer abgekratzt und die Holzkrümel mitsamt Bewohnern in den Garten befördert. Am nächsten Morgen hatten die zurückgebliebenen das Bauwerk schon wieder am gleichen Ort neu aufgebaut. OK, ich bin ja geduldig. Also noch einmal alles abkratzen und in den Garten befördern. Diesmal tupfe ich noch Lavendelöl auf die Baustelle. Am nächsten Morgen komme ich die Treppe herunter und frohlocke. Kein neues Bauwerk! Doch am Boden um den Holzbalken liegen verdächtige Brösel. Ein Blick auf die andere Seite der Mauer belehrt mich, dass auch die Termiten geduldig sind und ihr Ziel nicht so schnell aufgeben. Also heute der 3.Versuch: abkratzen, hinausbefördern und den Balken mit Lavendelöl beträufeln. Mein Liebster droht schon mit der Spraydose. Ich erreiche einen befristeten Waffenstillstand.
Ich frage mich, ob die vielen silbrigen Flügelchen, die ich nach meiner Rückkehr im Wohnzimmer auf dem Boden fand, zu den Termiten gehören und sie die Party gefeiert haben. Mal nach Termitenwissen im Internet forschen.
Jetzt ist mir einiges klar. Die Termiten haben ihren Hochzeitsflug gefeiert, danach ihre Flügel fallen lassen und sich dann in den Holzbalken eingefressen und dort einen neuen Termitenstaat gegründet. Ja, und wie kann ich sie jetzt friedlich dazu bewegen, unser Territorium zu verlassen? Vielleicht akzeptieren sie eine Alternative. Gehe auf die Suche nach einem Stück Holz. Doch zuerst noch die ausgedörrten Pflanzen im Garten bewässern.