Sonntag, 31. Januar 2010

Sich treiben lassen

Blick in meine Welt morgens um 6 Uhr

Die empfehlenswerte Strategie für diese Zeit ist, sich ohne besonderes Arbeitsprogramm oder spezielle Ziele treiben zu lassen und sich nur mit dem Sammeln von Erfahrungen zu beschäftigen. Das rät mir Astrocom im heutigen Tages-Horoskop.

Vollmond - Leben in Fülle. Ich schaue in den Himmel. Verheissungsvoll. Was wird der Tag bringen?

Vollmond-Buddha mit Mangos und Bantal

Ari kommt zum Putzen. Ich überlasse ihr das Haus und gehe die Strasse hoch zum Warung von Ayu, um Kuchen und Kaffee für die Arbeiter zu kaufen. Die neue grüne Einkaufstasche von Hardy's statt Plastiksack unter dem Arm. Ich bestelle einen kopi pahit (bitterer Kaffee, d.h. ohne Milch und Zucker). Ayu serviert mir dazu selbstgemachte Bantal, Klebreisteig mit Zucker und Banane eingewickelt in spezielle Kokosblätter und mit Kokosfasern zusammengebunden. Die Kuchen, die es zu kaufen gibt, sind aus Weissmehl und in Plastikfolie eingepackt. Die Bantal gibt es nicht zu kaufen, nur auf Vorbestellung. Nachdem ich noch ein paar Worte Balinesisch gelernt habe, akude hargane (wieviel kostet das) und apesik, dadue, tetelu, papat, lime, nenem, pitu, kutus, sie, dase (Zahlen 1 bis 10), ziehe ich mit meiner grünen Tasche voller Plastikpäckchen ab. Spagat zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Ich verteile meine Gaben zum 10-Uhr-Kaffee. In der Mittagspause sehe ich die Arbeiter 2 grosse Jackfruits anschleppen. Sie bringen mir auch ein Stück, an dem ich anfängerhaft herumsäble, um an die süssen Fruchtkammern zu kommen, die von einem Netz von klebrigen, weissen Fasern umschlossen sind. Messer und Finger sind verklebt. Wie das Zeug wieder loswerden? Mit einem hilfesuchenden Blick strecke ich Pak Giri meine Hände hin. Er lacht und sagt das Zauberwort minyak (Öl).

Jackfruit schlachten

Die Siesta nach einem Teller voll Spaghetti lässt mich in die Traumwelt abdriften. Ich bin in einem Fluss, angenehmes Wasser, keine Strömung, und halte mich mit den Händen am Ufer fest. Wie verlockend, einfach loszulassen und sich dem Fluss hinzugeben. Ich tu's. Langsam treibe ich in die Strömung. Dann, wie aus dem Nichts, das Bild von steilen Felsen und Klippen, Strudeln und Stromschnellen. Nein, das nicht! Ich erwache mit Händen, die ins Leere greifen.
Auf der Yogamatte lese ich das Wort zum Samstag: the law of dharma oder der Sinn im Leben. Alle guten Dinge sind drei:
1. Lerne Dich selber kennen.
2. Lerne Deine speziellen Talente und Fähigkeiten kennen, schätze und lebe sie.
3. Diene mit Deinen Fähigkeiten auch anderen.

Unaufhaltsam treibe ich auf meinen 50igsten Geburtstag zu. Feiern oder nicht, und wenn, wie??? Kein Grund zur Sorge. Der Tag wird kommen, eine Weile dauern und dann vorbei sein wie jeder andere Tag auch. Und wie jeden Tag werde ich versuchen achtsam und ganz da zu sein, egal was passiert. Es ist wunderbar, im Strom des Lebens zu treiben.
Während hier die Bananen wachsen, werden in Schweden bei meiner Schwester die Fahrräder eingeschneit.

Fahrräder im Schnee vor dem Haus meiner Schwester in Schweden