Samstag, 3. Juli 2010

Samstagmorgen von 10 bis 12 Uhr

Hochzeitspaar am 2.7.2010: Kadek Arini (Ari) und Komang Manta

Ich sitze an der Küchenbar mit einem Kopi Arab. Es ist heiss, 28 Grad, und schwül, 85% Luftfeuchtigkeit. Kein Lüftchen regt sich. Das spüre ich und seh es auf meiner Wetterstation. Ich fühle mich schwer und müde und hoffe, der Kaffee belebt mich wieder etwas. Doch erstmal löst er einen weiteren Hitzeschub im Körper aus. Luh Nik schneidet rote Zwiebelchen, Karotten, Kürbis und eine Kartoffel für die Kürbissuppe zum Mittagessen. Luh Nik ist die ältere Schwester von Ari, meiner Haushälterin. Ari hat gestern geheiratet und deshalb 2 Wochen freigenommen. Zur Zeremonie hat mich Luh Nik gestern gegen 11 Uhr abgeholt und beim Einkleiden in Sarong, Hüfttuch und Kebaya geholfen. Um die Figur zu trimmen, benutzen die Balinesinnen auch Korsetts. Mein Figurtrimmer ist immer noch Yoga.
Die Arbeiter haben vorher die Durian, die gestern vom Baum gefallen ist, geschlachtet und teilen sie jetzt als Leckerei zur Kaffeepause. Pak Candra, der die Teichlandschaft beim Eingangstor baut, brauchte wieder 10 Säcke Zement. Diesmal wurden 40kg Säcke geliefert für 42'000Rp./Sack statt der 50kg Säcke für 51'000Rp./Sack. Ob das wohl die letzte Zementlieferung ist? Ich freu mich auf meinen freien Tag morgen und zähle die Tage bis mein Liebster wieder nach Hause kommt. Es sind noch dreieinhalb.


Nach dem Jubel, als ich das erste Poolleck fand, folgte die Enttäuschung, noch ein Leck. Aber auch dieses Leck ist mittlerweile gefunden und repariert und ich hab ein zweites Mal gejubelt. Den ganzen Tag höre ich jetzt das Plätschern des Wassers, das angetrieben von der Pumpe aus dem Pool in den Überlaufkanal rinnt und dann als Wasserfall ins Ausgleichsbecken stürzt. Unterwegs fliesst es durch den Sandfilter und den Ionisator, wo es mit Kupferionen angereichert wird. Die Kupferionen haben die gleiche Funktion wie Chlor, sodass der Einsatz von Chlor vermindert werden kann. Im Moment reicht mir dieses Wissen. Die chemischen Formeln gehen mir nicht mehr so leicht in meinen Kopf wie zu Gymi-Zeiten, als ich noch damit liebäugelte, Chemikerin zu werden. Doch beim Messen von pH, CL und Kupferionen kommt immer noch die spielerische Freude auf, die mir der Chemiekasten schenkte, den mir das Christkind mal unter den Weihnachtsbaum gelegt hatte.


Abends, wenn alles ruhig wird, schaukle ich in der Hängematte am Pool. Gestern das erste Mal. In der Hängematte, die mir Teres in meinem Ankunftsstress geschenkt hat. Welche Freude hat sich aus diesem Stress wieder entwickelt. Braucht eben alles seine Zeit. Dann schaue ich den Schwalben zu, wie sie akrobatisch knapp über die Wasseroberfläche fliegen und dabei kurz das Wasser berühren und einen Schluck nehmen. Auf dem Pool wachsen Kreise aus dieser Berührung und breiten sich aus.
Doch jetzt sitze ich an der Küchenbar. Die Kürbissuppe dampft aus der Pfanne. Die Kerne liegen zum pflanzen bereit. Ich freu mich auf das Essen und denke an alle Wesen, mit denen es mich verbindet. So geht es mir gerade. Möge mein Schreiben mich mit Euch verbinden.