Montag, 24. September 2012

Momentane Panik und Harmonie

Sonntag, Ruhetag inmitten meiner laufenden Projekte und Werktäglichkeiten. Angesichts des nahenden Abflugtermins nach Europa ein Anflug von Flugpanik. Nie und nimmer werde ich alles schaffen, was ich mir vorgenommen habe. Bin am Limit. Die Zeit verrinnt wie das Wasser in der Zisterne, wenn der Ausflusshahn nicht zugedreht wurde. Doch für die Zeit gibt es weder Zisterne noch Ausflusshahn zum Zudrehen. Sie ist wie ein Fluss, rinnt an mir vorbei, wenn ich nicht mitfliesse. Und so lege ich mich auf meine Yogamatte: Rücken auf den Boden, Beine senkrecht an der Wand hoch, Kissen unter den Kopf, in den Händen das Buch von Pema Chödrön "When things fall apart". Zum x-ten Mal lese ich das Kapitel "This very moment is the perfect teacher". Ja, so ist es. Ich bin am Limit und ganz bei mir, spüre liebevoll und sanft in meine Panik hinein. Lerne sie kennen, ihre Enge, ihre Angst, ihre Verzweiflung, ihre Blindheit, ihr wildes Suchen nach einem Ausweg, ihr Getriebensein und ihre Hektik. Und langsam wird es ruhiger in mir. Alles ist vergänglich, auch das Gefühl der Panik.
Zum Sonnenuntergang setze ich mich auf meine Tatamimatte und spüre in die Harmonie dieses Moments zwischen Tag und Nacht, die heute gleich lang sind. Der Mond am Himmel, eine Hälfte hell, die andre dunkel. Die Sonne, die ins Sternzeichen Waage gewandert ist. Ich sehe die Waagschalen in völliger Balance, nichts entschieden, alles möglich. Spüre meinen Atem, einatmen, ausatmen gleich lang. Drehe mich um meine eigene Achse wie eine Planetin.