Samstag, 2. September 2006

Frisch gehäutet

Die Schadenmeldung an die Versicherung gestaltet sich komplizierter als gedacht. Die Anzeige von meinem Handy zeigt einen Saldo von 1 Euro und einigen Cents. Zuwenig für ein entspanntes Gespräch nach Lissabon. Bei der Annäherung an Susanne's Telefon spüre ich Widerstand. Also schwinge ich mich auf meinen 2-rädrigen Rolls Royce und rolle den Abhang hinunter ins Dorf. Die Ladekarte für das Handy ist verschwunden, dafür sind 2 Telefonkarten für den öffentlichen Anschluss aufgetaucht. Ich wähle die unter Kontakt aufgeführte Nummer der Versicherung. Der Kontakt erzählt mir, dass die Versicherung eine andere Firma beauftragt hat, Schäden an Fahrzeugscheiben zu beheben und nennt mir eine neue Kontaktnummer, die ich mangels Stift im Kopf speichere. Ich wähle die gespeicherte Nummer und erhalte die Auskunft, dass diese Nummer nicht zugeteilt ist. Suche den Irrtum zuerst in meinem Speicher und leihe mir bei der Postangestellten erstmal einen Stift. Posso pedir emprestado uma caneta por favor. Sim. Obrigada. Dann kontakte ich nochmal den ersten Kontakt. Diesmal meldet sich eine andere Stimme. Die Nummer, die sie nennt, ist die gleiche. Also liegt der Irrtum nicht in meinem Speicher. Das erkläre ich und erhalte eine neue Kontaktnummer, die ich mir jetzt trotz gestärktem Vertrauen in meinen Speicher aufschreiben kann dank caneta emprestada. Der Saldo der Telefonkarte reicht noch für einige Kontaktversuche. Ich bin neugierig, wer sich als nächstes meldet. Anna von Car Cross. Hier bin ich an der richtigen Adresse, aber Anna ist gerade anderweitig beschäftigt und wird mich in einigen Minuten auf meinem Handy zurückrufen. Gesagt, getan. Das Handy klingelt und Anna fragt mich nach Policennummer, Fahrzeugmarke, Baujahr, Name und Adresse des Versicherungsnehmers. Da beginnt das Handy zu piepsen Batterie bald leer! Ich kann Anna gerade noch bitten, mich in einer halben Stunde wieder anzurufen, wenn ich zuhause bin, wo das Handy Stromanschluss hat. Ich stosse meinen Rolls Royce wieder den Abhang hoch. Bei der Casa Hegi lerne ich noch den Steinhaufenkünstler kennen und nehme Post mit für Susanne, die gerade die Brote in den Holzofen schiebt. Die Brote backen eine Stunde. Dann sind sie gut gebräunt. Dunkler als sonst, weil die Sauerteigbrote fehlten. Sie sind nicht aufgegangen und verlangten eine Spezialbehandlung im Gasbackofen. Nach den Broten backen die 2 Zitronenkuchen noch 1 Stunde, bis mein Handy wieder klingelt. Anna hat gute, geradezu erstaunliche Nachrichten. Eine Service-Mannschaft von Car Cross wird nächste Woche auf Versicherungskosten vorbeikommen und die gesprungene Windschutzscheibe vor Ort ersetzen. Ich verjuble einen Teil des letzten Handy-Euros, um die gute Nachricht an Heather weiterzugeben. Sie hat gerade den Camper erfolgreich auf ihren Namen umschreiben lassen. Der Jubel kommt zurück. Ich bin autofrei. Die Haut ist wohlbehalten abgestreift. Die neuen Zellen atmen frische Luft. Das kranke Huhn ist zurückgezogen in einer Stallecke gestorben. Ich bringe es bei Mondschein der Erde zurück.
Die getrockneten Feigen werden mit Wasser besprüht und wandern dann in den heissen Holzofen, den Susanne mit Hundefuttersackpapier ausgelegt hat. Nach 20 Minuten zieht sie das Papier mit den Feigen wieder heraus. Dann kühlen die Feigen einige Zeit in den Drahtkörben ab und wandern dann ins grosse Fass zum Lagern. 4 mal füllen wir den Ofen und entleeren ihn wieder. Schweissbächlein ziehen kitzelnd ihre Spuren über die aschebepuderte Haut. Zur Feier des Tages gibt es Zwetschgen-Feigen-Kuchen mit Schlagsahne und Milchschaumkaffee im Chacheli und die vermeintlich letzte Folge von Verliebt in Berlin. Wie geht es nach einem Happy End weiter?