Sonntag, 26. Juni 2011

Roter Faden

Was hat die vergangene Woche charakterisiert? Welche Energien, welche Themen haben sich durch mein Leben gezogen? Bewegung - Das Ziel liegt im Weg!
Ich suche den roten Faden in meinen Geschichten. Vielleicht findest Du ihn. Ich erzähl einfach mal. Ich beginne mit dem letzten Montag, dem 20.Juni 2011. In meiner Agenda stehen 3 Einträge: 8 Uhr - Arbeiten während Abwesenheit organisieren, 11 Uhr - Vortrag über Stammzellen Ernährung, 15 Uhr - Englischlektion für die Nachbarskinder, vorverschoben.
Und schon melden sich Zweifel, warum ich überhaupt darüber schreiben soll? Aber jeder Moment ist eine Geschichte wert. Aus jedem Moment kann man lernen. Also nochmal von vorn, anders. Wenn mich JEMAND fragen würde, "wie war Deine Woche", und ich spüren würde, dieser JEMAND hat Zeit zum Zuhören und interessiert sich wirklich für meine Geschichte, dann würde ich diesem JEMAND vielleicht folgendes erzählen:
Ich erwachte voller Freude am Montagmorgen, denn der Plan für die Woche sah vielversprechend aus. Um 11 Uhr ein Vortrag im Warung Bambu über Stammzellen Ernährung. Es macht mich einfach glücklich, wenn ich etwas neues lernen kann.
Die Zweifel geben keine Ruhe. Wenn ich so weiterschreibe, wird die Geschichte zu lang. Also, stopp!
Oh wie gern möchte ich so schreiben können, so fliessend wie das Wasser. Aber immer wieder stossen meine Gedanken auf Hindernisse, geraten in Widerwasser und kreisen dann an Ort. Vielleicht müssen da einfach Dinge ausgelotet und geklärt werden, emetokathartisch sozusagen. Neue Wörter machen mir auch Freude. Sie wirken wie paradiesische Lockvögel auf mich, die alles andere verblassen und vergessen lassen. Bereitwillig folge ich ihnen auf der Suche nach ihrem Sinn in die Tiefen des Bedeutungsdschungels im Netz. Da könnte ich ja auch gleich noch nachforschen wie die Pflanze heisst, die gerade hochaufgerichtet in der Kräuterspirale blüht. Nicht zu finden...stattdessen stosse ich bei tropicalplantbook auf stachytarpheta jamaicensis, die ich auch schon mal ohne Erfolg gesucht habe. Sie blüht gerade am südwestlichen Zaun und lockt mit ihren blauen Tupfern Schmetterlinge an. Wenn man ihre Blätter kocht, soll der Sud eben diese emetokathartische Wirkung haben, also Erbrechen und Durchfall gleichzeitig, die totale Reinigung. Das "kathartische" bringt mich weiter zur griechischen Tragödie mit ihrer Katharsis und so lande ich wieder in vertrauteren Gefilden. Versuche eine Brücke zum Playback-Theater zu schlagen. Den roten Faden in meinem Leben zu finden, den roten Faden, den Goethe in seinem Roman "Wahlverwandtschaften" aus den Seilen der britischen Kriegsmarine in Ottiliens Tagebuch eingeflochten hat und den ich jetzt als Etikette für die gebündelten Kräfte, die mein Leben gestalten, verwenden kann. Alles Quatsch oder Karma, das Gesetz von Ursache und Wirkung? Ich spinne. Ich spinne den roten Faden ja selber in jedem Moment meines Lebens, nur weiss ich das nicht immer. Bevor ich jetzt die endlose Geschichte aller meiner Lebensentscheide, die zum jetzigen Moment geführt haben, erzähle, keine Angst, ich tu's nicht, muss ich mich entscheiden, immer diese Entscheide!, wo ich den Faden abschneide. Nein, auch nicht gut, will den Faden ja nicht abschneiden. Nur ein bisschen abwickeln und Dir zeigen. Damit Du ihn berühren kannst. Vielleicht fühlt er sich ja ähnlich an, wie der rote Faden, den Du spinnst.
Also, wie war sie denn jetzt, meine Woche? Im Watsupool bei Renate habe ich einen neuen Zugang zum Wasser und zu mir selber gefunden. Vertrauen, eintauchen, loslassen, sich tragen lassen, sich bewegen lassen...
Und endlich wieder mal am Meer, einatmen und eintauchen in türkisblaues Wasser und einen Atemzug lang eins werden mit dem Meer. Auftauchen. Auf den Rücken drehen, die Augen schliessen und mich ganz den Bewegungen der Wellen hingeben. Vertrauen haben ins Leben. Alle Blockaden und Ängste loslassen. Einige wertvolle Momente lang gelingt's.