Mittwoch, 21. September 2011

Diebstahl im Dschungel (2)

Reserveleitung

Aufbruch zum Tatort

obere Schnittstelle

untere Schnittstelle mit Verbindungsteil

Tatort beim Erdrutsch

Leitung abrollen


Leitung ziehen

herausgerissene Leitung

gut verwurzelt an ihrem Platz

Einer für alle, alle für einen! 19 Männer aus der Nachbarschaft versammeln sich frühmorgens bei unserem Tor. Bin tief berührt und richtig froh, soviele Männer um mich herum zu haben. Die Absicht ist, die Leitung möglichst schnell wieder zu verbinden, tiefer einzugraben und mit Steinen zu schützen. Zusätzlich soll die grosse Anzahl die Diebe beeindrucken und abschrecken. Ausgerüstet mit Hacken und einer Reismahlzeit ziehen die Männer los. Jeweils 2 Mann tragen die Leitungsrolle aufgespiesst auf eine Bambusstange auf den Schultern. Ich folge mit Fotoapparat zum Aufnehmen des Tatorts. Im Ohr erklingt die Titelmusik. Der Pfad ist schmal und führt alles dem Steilhang entlang über Wurzeln, an Felsbrocken vorbei, durch ausgetrocknete Bachbette, unter umgefallenen Baumstämmen hindurch, auf und ab. Ich versuche mir, den Weg einzuprägen, damit ich ihn alleine wieder zurück finde. Nicht so einfach, denn rückwärts sieht alles anders aus als vorwärts. Drehe mich immer wieder um und halte Ausschau nach markanten Bäumen und anderen Merkmalen. Steil hinauf kraxle ich auf allen vieren, immer wieder testend, ob die sich anbietenden Wurzel- und Astgriffe auch wirklich Halt bieten oder nur morsches Holz sind. Dann endlich, am Tatort. Bin zuerst mal völlig verwirrt, da wir von oben auf die Leitung gestossen sind und nicht von unten. Aber mit der Zeit gelingt es mir, die innere Karte wieder der Wirklichkeit anzupassen. Ich muss mich beeilen mit fotografieren, denn die Männer beginnen gleich mit graben und schon bald kann ich dem frischen Leitungsbett folgen. Beunruhigend ist, dass die Leitung von der unteren Schnittstelle abwärts schon mehrere hundert Meter aus der Erde herausgerissen ist. Die Diebe scheinen wiederkommen zu wollen.
Gegen Mittag führt mich P.Santika bis zu einer Stelle, von wo ich den Heimweg finden sollte. Dann bin ich allein im Dschungel...Stille, Knacken, in mir erwachen meine Schreckgespinnste...volle Konzentration auf den Pfad...Schritt um Schritt...aahhh, da ist sie, die Strasse, die Zivilisation, die eingebildete Sicherheit...
Erstmal die zittrigen Knie beruhigen, ausruhen und was essen!
Gegen ein Uhr sprudelt wieder Wasser aus der Leitung. Gegen 3 Uhr kommen die Männer zurück, zufrieden nach getaner Arbeit. Ich verteile den Tageslohn von 70'000 Rupien.
Später kommt P.Agus mit Sri und wir vereinbaren, dass ich morgen bei der Polsek Sukasada Anzeige erstatte.
Voller Freude bewässere ich den Garten. Wie schnell Wasser für mich ein Thema werden würde, hätte ich nicht gedacht, als ich am Samstag die Vorträge zu diesem Thema via Internet live stream von der IPC 10 in Jordanien mitverfolgte:

Was ist die Geschichte des Platzes?
Was ist die Geschichte des Wassers an diesem Platz?
Und was ist meine Rolle in dieser Geschichte?