Dienstag, 20. September 2011

Diebstahl im Dschungel (1)

Möge ich die Methoden, Techniken und das Handwerkszeug der geistigen Entwicklung noch besser kennenlernen, anwenden und entfalten, damit ich die Herausforderungen und Schwierigkeiten meines Lebens erkennen, verstehen, annehmen und meistern kann.

Bewegung schenkt Freude. Zufrieden mit meinem Spaziergang den Berg hoch und inspiriert von all den Begegnungen nehme ich den Abstieg unter die Füsse. Mein Körper schwingt im Rhythmus der Schritte. Ab und zu ein kleiner Rutscher auf dem Geröll. Ein Motorrad nähert sich von hinten. Ich gebe die Fahrbahn frei, da es abwärts schwierig ist zu bremsen. Der Fahrer hält, wie hier oben üblich, und fragt, woher und wohin des Wegs. Ich antworte und frage zurück. Sein Name ist Gede. Er wohnt in Anturan und ist auf dem Weg zu seiner Familie. Er kommt von Bedugul, wohin er einen Holländer gebracht hat, der Bali zu Fuss durchquert. Er zeigt mir die Liste des Holländers mit den Wegstrecken. Einige sind schon abgehakt, andere noch nicht gegangen. Dann zückt er eine Visitenkarte und überreicht sie mir. Darauf steht: Gede Taman, ORGANISE MAN, What do you need. Telefonnummer und email. Schmunzel.
Noch ahne ich nicht, was sich abseits der Strasse im Dschungel abspielt. Ich schlafe gut und stehe früh auf, damit ich Zeit habe zu erwachen, bis Kadek, Putu und Luh Nik zur Arbeit kommen. Kadek meldet, Wasserleitung defekt. Nichts aussergewöhnliches. Im Dschungel kann immer mal ein stürzender Baum oder Stein die Leitung beschädigen. Putu und Kadek machen sich auf den Weg mit einem Stück Ersatzleitung. Gegen 11.30 Uhr kommen die beiden zurück. Keine Aufregung, aber ihre Mienen lassen mich aufhorchen. Masalah besar (grosses Problem)! Aha, was das wohl bedeuten mag? Eine ganze Rolle, ca. 250m, der Wasserleitung fehlen, abgeschnitten und herausgerissen, GEKLAUT! Ein Wort, das Balinesen selten verwenden. Zuerst heisst es hilang, lari oder pinjam (verschwunden, geflüchtet oder ausgeliehen). Das hatte ich nicht erwartet. Hmmmm?! Makan dulu! Erstmal essen! Dann befrage ich Putu nach den Umständen und der Situation. Wir haben noch genug Leitung für die Reparatur. Ich bitte Putu, genug Leute zu organisieren aus der Nachbarschaft. Die Leitungsreparatur ist das eine, die Verfolgung des oder eher der Diebe das andere. Wem melden? Wie vorgehen? Bitte Freunde und Freundinnen um Rat und finde mitfühlende Ohren. Wie gut es doch tut, das eigene Leid mitteilen zu können. Lange zögere ich, die Polizei zu verständigen. Geschichten über korrupte Beamte und eigene unangenehme Erfahrungen haben noch kein Vertrauen in die hiesige Polizei aufkommen lassen. Nach gutem Zureden meiner Sponsorin überwinde ich mich und erlebe wieder mal eine Überraschung. P.Agus ist sehr geduldig und versucht sich so gut es geht, sogar auf englisch verständlich zu machen. Wir verbleiben so, dass er morgen nachmittag vorbeikommt.