Samstag, 18. Februar 2006

Anfreundung mit Durian

Vorgestern habe ich im Carrefour Supermarkt zum ersten Mal Durian gekauft. Keine ganze Frucht vom grossen Haufen. Dazu war meine Experimentierlust zu schwach. Aber ein paar fette, hellgelbe, wie Nieren geformte Stücke, genussbereit drapiert auf einem rechteckigen Styroporteller und von Plastikfolie luft- und vor allem duftdicht - so hoffte ich - eingewickelt. Schon auf der Heimfahrt machte die Durian ihrem Ruf alle Ehre. Ihr Geruch ist wirklich alles durchdringend und an Gorgonzola erinnernd. Zuhause steckte ich das Durianpaket in einen Plastiksack, knüpfte ihn zu und platzierte ihn im Kühlschrank. Dort blieb er nicht lange. Denn mein Liebster mit seinem feinfühligen Riecher verbannte ihn aus dem Haus. Neben dem Auto war nun auch noch der Kühlschrank mit Durianduftmolekülen angereichert. Kein Grund unseren Hausfrieden zu stärken. Doch wenn ich mir mal was in den Kopf gesetzt habe ...
So wählte ich die Bank auf der Terrasse gegen Norden als Lagerort. Der kühlste Platz am Haus. Während ich den Tag mit meditieren ausklingen liess, zogen immer wieder feine Duftschwaden an meiner Nase vorbei und erneuerten die Vorfreude auf kommende Genüsse. Eine Durian im und ums Haus vergisst man garantiert nicht. Einige Duftproben schafften es sogar in die obere Etage ins Schlafzimmer. Bis in meine Träume kamen sie nicht, wenigstens soweit ich mich erinnern kann. Am Morgen folgte ich meiner Nase und entplastifizierte die Durianstücke. Meine Nase meldete immer noch intensiv stinkenden Gorgonzola. Und so stocherte ich vorsichtig mit einer Dessertgabel im cremigen Fruchtfleisch herum. Ich hatte das Gefühl, wenn das Fruchtfleisch mit meinem Körper in Berührung kommt, dann wird er auch so stinken. Also erstmal ein Gäbelchen voll auf die Zunge legen. Hm!? Kein Käse! Aber cremig, ähnlich wie Bananenbrei. Aber nicht so süss und klumpig. Etwas völlig neues. Definitiv keine Liebe auf den ersten Biss. Da ist doch so ein Hauch von Käse, der mich zwischen ausspucken und runterschlucken schwanken lässt. Julia, bei der ich den allerersten Bissen probiert habe, meinte, als sie meine enttäuschte Miene sah, der Körper braucht 3 Versuche. 2 kleine Nieren reichen zum 2. Versuch. Ich wickle alles wieder ein in der Hoffnung, dass sich die Durianstücke auch ohne Kühlschrank noch einen Tag halten.
Sie haben gehalten und wie. Heute morgen haben sie mir schon richtig gut geschmeckt. Erstaunlicherweise hört der Gestank auf, sobald ich mit essen beginne. Wahrscheinlich hat die Zunge die Nase überzeugt, dass Durian was leckeres ist. Dann folge ich einer heissen Spur ins Internet und stosse auf einen Durianfreund.