Dienstag, 21. Februar 2006

Backofen und Männerlogik

Seit einigen Tagen ist der Backofen an. Die Sonne heizt tüchtig ein. Eine trockene Hitze, die mich an die ersten Tage auf dem Jakobsweg von Sevilla nach Santiago im September 2004 erinnert. Socken und Pullover sind im Kleiderstapel wieder nach ganz unten gewandert. Auch nachts hält sich die Hitze lange im Haus. Erst gegen morgen wird es wieder angenehm kühl. Und im Medienreich summt die Klimaanlage.
Mein Liebster macht mich wieder mal sprachlos mit seiner Logik: "Wenn Du auch welche von Deinen Ohrenstäbchen brauchst, dann musst Du welche kaufen. Die vorhandenen reichen gerade für mich."
Ich setze meine Sprachlosigkeit in eine souveräne Einkaufstour auf dem Motorrad um. Zuerst zur Post, dann zur Wäscherei, wo ich auf Thai herausfinde, dass Ganyaa auch Schneiderin ist. Ich muss ihr nur den Stoff bringen und sie macht mir eine Kopie meiner Lieblingshose. Dann die Ratchamanka entlang, vorbei am BP Chiang Mai City Hotel, wo wir nach unserer Ankunft zuerst gewohnt haben und täglich rauf und runter gelaufen sind. In dieser Strasse befindet sich auch die Yoga Sala, wo ich bis jetzt noch nicht hineingegangen bin, und The Wok, die Kochschule, in der ich vor 3 Jahren Thailändisch kochen gelernt habe. Dort, wo die Ratchamanka auf die Moon Muang stösst, parke ich, lasse faxen und enthaaren an Kopf und Beinen. Zuletzt dann noch ein Abstecher zum Rimping Supermarket für Ohrenstäbchen, Haselnüsse und Apfelessig. Und was entdecke ich noch, Bragg's Würze, die Else letzthin ausgegangen ist und von deren Existenz ich bis dahin keinen blassen Schimmer hatte. Also bei Rimping in Chiangmai ist sie zu haben.
Am Abend zieht mich der Film Bloody Sunday in seinen Bann, während ich ein bekanntes Ziehen im Bauch spüre. Der Film wirkt auf mich, wie wenn ein unsichtbarer Regisseur die Fäden des Geschehens gezogen hätte, das für alle Beteiligten unausweichlich war. Aber keiner ist wach genug, das zu erkennen und die Notbremse zu ziehen.