Samstag, 4. Februar 2006

Licht der Welt

Ich liebe meinen Geburtstag, nicht nur weil ich da das Licht der Welt erblickt habe, sondern weil es auch Lichtmess und Tag der Yemanja ist. Auf meine innere Uhr kann ich mich immer noch verlassen. Sie lässt mich um 5 Uhr erwachen. Zeit genug für einen Oolong Tee und ein bisschen draussen sitzen bevor ich begleitet von meinem Liebsten Richtung Doi Suthep aufbreche. Es dämmert schon als uns auf der Huay Kaew Road Mönche einzeln und in Gruppen hintereinander mit ihren Sammelschalen entgegen kommen. Wie Ameisen folgen sie zielstrebig einem unsichtbaren Pfad. Einige Ameisen sind bereits schwer beladen mit Futter in der Gegenrichtung unterwegs wie ich, nur dass ich keine Ameise bin und bei mir nicht das Futter schwer wiegt sondern das Vorhaben. Zu schwer noch. Ich werfe es ab. Kaufe stattdessen an einem Stand eine Lotusblume, Räucherstäbchen, eine Kerze und ein Goldplättchen, um dem Stadtheiligen und der Liebe und Weisheit, die er repräsentiert, zu huldigen. Die Stadt erwacht und die besinnliche Morgenstimmung geht über in geschäftiges Treiben und Streben. Im Fitnesspark bringt sich die Belegschaft einer Firma unter viel Gelächter mit einer Krawattenstafette in Schwung. Ich stelle mir vor, wie sich ein IBM-Manager die Krawatte vom Hals reisst, sie durch die Luft schwingt und seine Mitarbeiter zur Krawattenstafette motiviert und thailändische Heiterkeit breitet sich in mir aus.
Wieder zuhause mache ich erstmal Frühstück und dann rette ich die Studentin, die gestern in die Thai-Stunde kam und sich vorgestellt hat mit den Worten my life depends on you und dann einen Fragebogen verteilt hat, mit dem sie untersucht, wie es sich noch effizienter Thai lernen lässt.
Nach 2 Stunden kurzweiligem Thai-Unterricht ist die Energie erstmal auf dem Nullpunkt und ich sage nicht nein, als Joe zwecks Frustabbau Richtung Swensens Icecream Parlour steuert. Ich bestelle einen Coupe Goldrush mit je einer Kugel Almond Mocha Fudge und Rocky Road. Durch das Fenster habe ich freien Vogelblick auf den Platz vor dem Einkaufszentrum, wo langsam die Köche und Köchinnen für das Abendessen eintrudeln und ihre Stände und ihr Mis-en-place aufbauen. Ein Cappuccino begleitet dieses voyeuristische Vergnügen.
Zuhause will mein Körper gleich alles wieder loswerden. Auch gut. Hab wohl das Fluggewicht überschritten. Dann ein Blick in die Mailbox und mein Herz beginnt zu jubeln. Lauter Liebesbriefe!