Freitag, 31. März 2006

Aus dem Kloster gefallen ...

Ich habe eine lehrreiche, intensive Zeit zusammen mit 50 anderen Meditierenden im Wat Khao Tam verbracht. Alte, weise Nonnen in weissen Tüchern und kahlrasierten Köpfen haben uns den Raum gegeben und für uns gekocht. Steven und Rosemary mit 6 Assistenten haben den Meditationsretreat zum Leben erweckt und betreut. Im Schweigen und in der Achtsamkeit für mich selber und für andere ist für mich so eine neue Familie entstanden auf der Basis von Mitgefühl und Liebender Güte. Ich bin mir selber näher gekommen und habe ein tieferes Verständnis fuer das Wesen der Meditation gewonnen. Ich bin voller Freude und Dankbarkeit, dass mich das Leben an diesen Ort der Ruhe und des Friedens geführt hat, mir gezeigt hat, dass es möglich ist, friedlich und respektvoll zusammenzuleben in Harmonie mit sich selber und allen Wesen. Dass ich die Methoden und Werkzeuge kennenlernen konnte, wie ich den inneren Kampf in inneren Frieden wandeln kann. Es gibt im Moment nicht viele Orte auf der Erde, wo solch eine Harmonie herrscht.
Beflügelt und beschwingt von dieser Energie habe ich das Kloster zu Fuss verlassen. Bin in Gedanken meinen Schritten vorausgeeilt zum Taxi, zur Fähre nach Koh Samui, zum Bungalow, wo Joe auf mich wartet ... planen, planen ... Denke, ich bin achtsam, statt es zu sein. Der Unterschied wird mir schlagartig klar, als ich am Boden neben dem Taxi liege, umgefahren vom Motorrad, das hinter dem Taxi fuhr und das ich nicht beachtet hatte. Huch, ziemlich harte Landung in der Realität! Ich bin schnell wieder auf den Beinen, der Motorradfahrer ebenso. Etwas geschockt untersuchen wir unsere Körper nach Beschädigungen. Mein Ellbogen ist aufgeschürft, Hüfte, Knöchel und Schulter schmerzen ein wenig. Nicht schlimm. Kein Blut. Der Motorradfahrer sucht seine Siebensachen zusammen, steigt auf, fährt wortlos davon. Ich werfe ihm ein "I am sorry" nach, hebe meinen Rucksack auf und besteige das wartende Taxi zur Fähre. Bereit fuer die kommenden Herausforderungen und Lektionen des Lebens. Schön, wieder fast ganz da zu sein!
An der Fähre treffe ich meinen Schutzengel. Er war auch im Wat Kow Tahm. Ich kenne seine Füsse und seine Gestalt, weil wir uns bei der Gehmeditation ab und zu gekreuzt haben. Gesprochen habe ich noch nicht mit ihm. Und doch ist gleich eine tiefe Verbundenheit da. Er hat eine Wunde am Schienbein und Erfahrung und alle Hilfsmittel für Erste Hilfe. Mit feinen Händen und liebevoller Zuwendung reinigt, desinfiziert und verbindet er meine Wunde. Seine ruhige Stimme und sichere Art besänftigen meine innere Aufregung. Welche Geschenke das Leben doch immer wieder macht! Good luck, bad luck, who knows.