Dienstag, 16. Mai 2006

PMS - Fressanfall

Bei mir manifestiert sich das Prämenstruelle Syndrom als alles verschlingender Fressanfall. Er begann nach der mitternächtlichen Geschirrspülmeditation ganz harmlos mit 3 Haselnussmignons zur Belohnung. Dazu las ich Dr.Jensen's Guide to Body Chemistry and Nutrition. Ich lerne die Soft Tissue Builders kennen: Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff und Schwefel.
3 Haselnussmignons zur Belohnung.
Ich lerne das Elektrolyt Team kennen: Kalium, Natrium, Chlor und andere.
3 Haselnussmignons zur Belohnung.
Ich lerne die Bone Makers kennen: Calcium, Magnesium, Phosphor und andere.
3 Haselnussmignons zur Belohnung.
Mittlerweile ist es Sonntagmorgen 2 Uhr. Die Augen fallen mir fast zu. Aber nur 3 Haselnussmignons kann man nicht in dem grossen Sack alleine lassen. Und so leiste ich ganze Arbeit vor dem Schlafengehen. Morgen ist ein neuer Tag. Er hat schon begonnen. Früchtetag!
Ausschlafen und dann den guten Vorsatz erfüllen. Ich vertilge einen Teller voll mit saftigsüssen Nesperas, eine Encore, da nicht so süss, viele, kleine, violette Kirschen und eine Pera Rocha. Danach erklärt mir Dr.Jensen die Blutbildenden: Eisen, Sauerstoff, Kupfer und Kobalt.
Unruhe erfasst mich bei gleichzeitiger Entscheidungsunfähigkeit. Wie gelähmt sitze ich inmitten meiner gesammelten und ausgebreiteten Bücher. Nehme "Die fünf Pfeiler der Weisheit" von Thich Nhat Hanh zur Hand, lese ein paar Seiten, und lege es wieder hin. Das gleiche mit Gurdjieff's Band 1 von "Beelzebubs Erzählungen für seinen Enkel". Hier fasziniert mich sein wohlwollender Rat, seine Bücher dreimal zu lesen:
Das erste Mal - wenigstens so mechanisch, wie du gewöhnt bist, alle deine modernen Bücher und Zeitungen zu lesen.
Das zweite Mal - so als ob du einer anderen Person vorläsest.
Und erst das dritte Mal - versuche in das Wesen meiner Schriften einzudringen.
Doch auch dieses Buch lege ich ungelesen wieder hin. Mir wird klar, dass es so keinen Sinn hat. Die Bücher rufen. Ich fliehe. Erstmal was essen zur Stärkung. Nesperas zum vorsätzlichen Auftakt. Oliven wegen ihrem hohen Salzgehalt. Ein Schüsselchen mit knackigem Zwiebel-Tomaten-Salat von gestern steht noch im Kühlschrank und ein weiteres Schüsselchen mit Avocadodip. Dazwischen immer wieder mal eine Reihe dunkle Schokolade, die schliesslich nach Käse ruft. Jetzt fehlt noch was Grünes. Warum nicht ein Salat zum Film des Abends, The Interpreter? Und weil es Sonntag ist, darf es auch noch ein Glas Rotwein aus Monsaraz sein. Brot hatte ich noch nicht. Und schon ist eine Scheibe in den Salat geschnippelt. Vollgestopft vom Nicht-Tun-Sollen und erschöpft vom Tun-Sollen-Und-Nicht-Können lasse ich mich ins Bett fallen und menstruiere.