Freitag, 25. August 2006

Achtung, Türfalle!

Meine Freundin Andrea besuchte mich gerade. Da geschah es. Die Türfalle schnappte zu. Weder mit Rütteln noch Vibrieren, weder mit Langsamkeit noch Schnelligkeit, weder mit Sanftmut noch Heftigkeit liess sich die Badezimmertüre aus dem Schloss bewegen. Andrea pinkelte draussen und fuhr weg. Ich kam etwas aus der Ruhe und ziemlich stark ins Schwitzen. Wie konnte mir mit meiner Achtsamkeit so etwas passieren. Also stieg ich wieder einmal demütig vom hohen Ross und lächelte mir zu. Vertrauen haben. Erst mal überschlafen. Bald stellt sich heraus, dass ich nicht die einzige bin, die sich mit Türfallen auseinandersetzt. Mal ist es ein Vierkantbolzen, der nicht mehr vierkantig ist und durchdreht. Mal ein Schloss, dessen Verriegelungsbolzen von der Feuerwehr mit einem Röntgenbild zurückgeschoben werden muss. Diese Technik scheint mir in meinem Fall erfolgsversprechend zu sein. In Ermangelung eines Röntgenbildes gibt mir eine Freundin verschieden starke Plastikmäppchen mit. Doch der Spalt zwischen Türe und Rahmen ist so eng und hat zudem noch einen neunzig Grad Winkel, dass die Kraft, die auf den Verriegelungsbolzen wirken soll, vorher verpufft. In meinem Kopf tauchen Schreckensversionen der Geschichte auf und die Erinnerung an die Toilettentür in der Tapas Bar in Algeciras. Wäre ich im Badezimmer drin gewesen, als die Türfalle zuschnappte, dann hätte ich viel Zeit zum Meditieren gehabt oder zum Schreien oder zu sonst was. Das Badezimmer ist gerade mal 1,5 Meter im Quadrat und hat kein Fenster. Im Moment bin ich allein im Haus mit den Tieren und keine Nachbarn in Rufnähe. Das Handy liegt draussen auf dem Tisch. Der Lichtschalter ist ebenfalls draussen. Vielleicht hätte mich bald jemand spontan besucht. Vielleicht hätte mich jemand vermisst. Ich spinne noch ein bisschen an den verschiedenen Versionen der Geschichte und bin dann ganz glücklich mit der Wirklichkeit. Heute mit einem Tabouleh im Bauch und ohne neue Türöffnungsidee im Kopf entschliesse ich mich, Markus anzurufen. Er sitzt gerade auf dem Sofa und wartet auf eine Herausforderung, wie ich sie ihm bieten kann. Ausgerüstet mit Röntgenbild, Amerikaner, WD-40 Spray und verschiedenen Schraubenziehern kommt er an. Wir diskutieren, wie die hiesigen Schliessmechanismen funktionieren und woran es liegen könnte, wenn sie nicht mehr funktionieren. Ich denke schon an Schloss heraussägen oder Türe mit Vorschlaghammer öffnen, da schnappt die Falle wieder auf. Ein bisschen Ölspray, ein bisschen Warten und dann nochmal mit dem Amerikaner am Vierkantbolzen rütteln gemischt mit einer guten Prise ruhiger Zuversicht und geübten Händen und das Sesam öffnet sich.