Mittwoch, 23. August 2006

Loslassen

Die Feigenbäume lehren es mich. Sie lassen jetzt immer mehr los. Die Blätter werden braungesprenkelt und dürr. Ein Hauch genügt und sie rascheln zur Erde. Auch ihre Früchte können sie immer besser loslassen, obwohl diese in der Sonne immer leichter, süsser und trockener werden. Wo ich sie vorher noch mit Fingerfertigkeit vom Ast losknipsen musste, genügt jetzt meist eine leichte Berührung und sie lassen sich in meine Hand fallen. Wie einfach alles ist, wenn die Zeit gekommen ist. Es geht wie von selbst. Kein Würgen und Drängen. Einfach Geduld haben.
Meine Mitfahrerin im Camper auf dem Weg in den Süden ist gestern wieder nordwärts gereist. Im Camper zusammengekommen, im Camper auseinandergegangen. Eine runde Sache. Es bleibt die Erinnerung an eine Frau, die ich mag, die mir aber in vielem rätselhaft geblieben ist.
Und auch meine Zeit hier neigt sich ihrem Ende zu. Geduldig sein und loslassen.
Aus Osten dringt Kunde zu mir, dass mein Cousin in Schanghai eine Chinesin geheiratet hat. Ich freu mich, sie kennenzulernen.
Bevor die Sonne aufgeht, sehe ich noch, wie der Mond ganz zart die Venus anlächelt und mich dazu.