Dienstag, 14. April 2009

Bleiben


Ich bleibe auf der Baustelle. Möge der folgende Text alle Menschen im Stress ermutigen.

Die zentrale Frage auf dem Weg zu innerem Frieden und Weisheit ist nicht, wie vermeide ich Unsicherheit und Furcht, sondern wie verhalte ich mich bei Unbehagen und Stress? Wie gehe ich mit Schwierigkeiten, mit meinen Emotionen, mit den unvorhersehbaren Ereignissen im Alltag um? Wer Wahrhaftigkeit sucht, für den sind unbehagliche Gefühle wie Signalflaggen, die sagen, hier hängst du fest. Wir können Enttäuschung, Verlegenheit, Verwirrung, Eifersucht und Furcht als Situationen betrachten, die uns zeigen, wo wir etwas verbergen und wie wir uns verschliessen. Diese unbequemen Gefühle sind eine Botschaft, aufzuwachen und sich die Situation anzuschauen, statt zusammenzubrechen und davonzurennen.
Wenn die Signalflagge hochgeht, haben wir die Gelegenheit: wir können bei unserem unangenehmen Gefühl bleiben statt zu reagieren oder zu flüchten. Indem wir einfach bleiben, lernen wir uns selber besser kennen, ertappen uns sanft, wie wir es zulassen, dass unser Ärger sich in Beschuldigungen, Rechtfertigungen und Distanzierung verhärtet. Oder wie wir versuchen, die unangenehmen Gefühle zu übertünchen, indem wir uns irgendwelche Geschichten zur Erleichterung einreden. Einfach gesagt, bis sie dann hochgeht, die Signalflagge!
Normalerweise übernehmen dann unsere gewohnheitsmässigen Verhaltensmuster das Steuer. Wir unterbrechen sie höchst selten. Mit ein bisschen Übung und Achtsamkeit allerdings können wir lernen, beim gebrochenen Herz, der namenlosen Furcht oder dem Wunsch nach Rache zu bleiben, ohne zu reagieren. Wir wissen nicht, was dann passiert und es gibt nur einen Weg es herauszufinden: es zu wagen. Nur so können wir lernen, mitten im Chaos ruhig zu bleiben, nicht auszuflippen, wenn uns der Teppich unter den Füssen weggezogen wird.


Übersetzt aus Pema Chödrön's Buch Comfortable with Uncertainty, The wisdom of no escape